Berichte von 01/2016

05Januar
2016

Neuanfang

Hiermit ein frohes neues Jahr 2016 auf australische Art - 5 Tage zu spät.

Ich bin gestern in Melbourne angekommen meine Fri Fra Freunde und lebe hier mit guter Laune im schönen Bezirk St. Kilda. Melbourne ist eine unglaublich faszinierende Stadt. Sie ist, dass, was Berlin gerne sein würde. Und anders herum. Denn Melbourne ist eine echte Künstler Stadt, eine Stadt voller Kultur, voller Vielfalt und Design, aber ohne Geschichte. Ganz australisch nämlich hat Melbourne so gut wie keine interessante Historie, hätten sie aber gerne. Deshalb bauten sie zb. eine Kirche im gotischen Stil (Kölner Dom) um das Jahr 1900 herum. Zum Vergleich der Bau des Kölner Doms begann 1248...

Melbourne Skyline im Hintergrund

Aber auch ohne Geschichte ist Melbourne eine fantastísche Stadt und das Kulturelle Zentrum Australiens. Mir gefällts hier sehr und das Wetter ist auch nicht mehr tropisch schwül und heiß, sonder einfach angenehm warm. Für mich beginnt hier der Neuanfang, Auto suchen, Job suchen, Route planen.

Brighton Beach (mit nem Toaster aufgenommen)

05Januar
2016

I had a brother named Steve

Ich habe diesen Blog vor ca. 5 Wochen begonnen und nun schon über 800 Leser. Das zeigt mir nicht nur, dass es Zeit wird meine Grammatik zu verbessern, sondern auch, dass das, was ich erzähle in irgendeiner Form tatsächlich ankommt. Ich bin froh die Gelegenheit zu haben das, was ich zu sagen habe, auf diese Weise sagen zu können. Deshalb werde ich diese Chance heute mal nutzen, um etwas zu sagen, was sich hier in Australien nicht viele zu sagen trauen. Es ist ein Tabu-Thema, welches keines sein sollte. Kaum einer spricht darüber. Und genau das werde ich heute ändern.

Dies wird ein Beitrag werden, welcher sich von meinem üblichen, unsinnigen Beiträgen nach Bosse Humor abheben wird. Der Grund dafür ist, dass mir dieses Thema hier als ein sehr heikles Thema präsentiert wurde und es mir sehr am Herzen liegt euch daran teilhaben zu lassen, zumal mich dieses Thema auch persönlich sehr interessiert und ich nicht gedacht hätte, es in dieser Form hier in Australien erleben zu müssen. Es ist für mich ein Thema, welches es nicht geben sollte. Ein Thema, welches für mich als Kind nicht existierte, denn als Kind war es mir egal woher jemand kam, oder ob seine Religion oder seine Hautfarbe anders war als meine. Arm oder reich, weiß oder schwarz, Moslem oder Christ, wir sind alle Menschen und jeder hat Rechte und jeder hat das Recht von anderen fair behandelt zu werden. Als Kinder sehen wir diese Dinge nicht. Wenn jemand nett zu uns ist, sind wir nett zu denen. Wenn jemand uns ärgert, ärgern wir zurück. Es passiert nur mit der Zeit, dass uns beigebracht wird was es heißt einen Menschen zu verachten, ihn zu hassen, weil er in irgendeiner Art anders ist. Uns wird erklärt, dass es mir vor 70 Jahren nicht möglich gewesen wäre einen Freund namens Samet oder Jawad zu haben. Uns wird gezeigt, dass es Menschen gibt, die Anderen wehtun nur weil diese in irgendeiner Art anders sind. Uns wird gezeigt, dass es Menschen gibt, die töten. Uns wird gezeigt was Rassismus ist.

Ich lernte was unsere Vorfahren taten und was damals geschah. Ich lernte aus Mahnmälern nicht aus Denkmälern. Ich lernte, dass das, was passiert ist, sich nie wiederholen darf. Nur weil ich das Glück hatte zufällig zur richtigen Zeit im richtigen Land geboren zu werden, musste ich nicht lernen was es heißt derjenige zu sein, der diskriminiert wird. Das sind Dinge die ich nicht beeinflussen kann. Viele wissen dieses Glück nicht zu schätzen, betrachten es als selbstverständlich. Doch das ist es nicht. Rassismus ist keineswegs lediglich ein Thema der Geschichte. Es ist aktuell und wird immer aktuell bleiben.

Australien ist definitiv eines der rassistischsten Länder der Welt und dies wird, wie ich finde ziemlich erfolgreich vertuscht. Der Rassismus in Australien geht zum einen gegen die vielen Einwanderer aus Südasien und zum anderen, bzw. zum Großteil, gegen die Aborigines. Australiens Historie besteht im wesentlichen daraus, dass nach der Entdeckung durch James Cook britische Siedler nach Australien gekommen sind, die Einheimischen ermordet und ihr Land genommen haben. Um dies wieder gut zu machen, werden Ausgleichszahlungen an die Aborigines gezahlt, ähnlich wie der Solidaritätszuschlag. Rassismus entscheidet den Wahlkampf, welcher Politiker tut am meisten um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Den Aborigines wird Land versprochen, sie erhalten es sogar. Klingt alles gut in der Wahlkammpange. In der Realität jedoch gehört dieses Land trotzdem auf dem Papier noch dem Staat und die Aborigines erhalten kein Nutzungsrecht. Und da, besonders im Norden, niemand einen Aborigine als Arbeiter einstellt, leben diese meist allein vom Arbeitslosengeld und den anderen staatlichen Zuschlägen. Die Mehrheit dieser betreiben, abgelegen von den Städten, Farmarbeit um sich über Wasser zu halten. Sie leben zurückgezogen von dem Rest der weißen Gesellschaft unter sich. Eine Minderheit bleibt in den Städten und versucht sich auf der Straße durchzuschlagen und lebt, man muss es einfach so sagen, in menschenunwürdigen Verhältnissen. Sie sind betrunken 24/7 verhalten sich unmöglich und zeigen keinerlei Respekt, sie selbst erhalten ja immerhin auch keinen. Durch diese Minderheit wird natürlich das allgemeine Bild stark negativ beeinflusst und auch die allgemeine Konnotation von ‚Aborigine‘ immer negativer.

Das liegt daran, dass es für uns einfacher ist Andere in gewisse Schubladen zu stecken anstatt sich selbst ein Bild zu machen. Es ist einfacher jemanden Fremden als ‘nicht einer von uns‘ zu klassifizieren. Auf diese Weise distanzieren wir uns von allem, was uns anders und fremd erscheint. Und was den Menschen fremd ist, fürchten sie. Doch Menschen können nicht stetig in Furcht leben und so verwandelt sich ihre Furcht in Hass und alles was die Menschen hassen, wollen sie vernichten. Es ist ein Gedanke der leider weit verbreitet ist. Rassistische Organe ziehen daraus ihre Kraft und dies natürlich auch zu Hause in Europa (Front National, PEGIDA).

Mein Sylvester Abend hat damit geendet, dass ich mit zwei Freunden am Strand den Sonnenaufgang angeschaut habe. Dabei haben wir auch einen Aborigine getroffen, der uns seine Situation genauer geschildert hat. Alles, die Art wie er lebt, spricht, denkt, isst, trinkt, lacht, sich bewegt, ist anders. Anders als ich. Er ist anders. Punkt. Und trotzdem ist er ein Mensch wie ich und hat die selben Rechte wie ich und hat den selben Respekt und den selben Platz in der Gesellschaft und die selben Chancen im Leben verdient wie ich. Denn er ist ein Mensch, genau wie ich. Und davon gibt es 7 Milliarden auf der Welt. Und jeder von ihnen ist anders und trotzdem ist jeder von ihnen wie ich. Der Mann, den ich bei diesem ersten Sonnenaufgang 2016 kenngelernt und der sich mir als Kon vorgestellt hat, hat genau das erkannt. Aborigines werden traditionell erzogen, sehr verbunden zu ihren Mitmenschen und besonders der Natur. Für Kon ist die ganze Menschheit eine große Familie. Für Rassisten stammen wir wohl alle von gelben, weißen und schwarzen Affen ab.

Die Aborigines haben eine Redensart, eine Begrüßung, die leicht falsch verstanden werden kann: Als ich Kon begrüßte, ihm mit Respekt begegnete, ihn fragte ob ich mich zu ihm setzten darf, reichte er mir die Hand. Ich sagte mein Name sei Steve (Ich hab am 1. Tag in Australien aufgegeben den Leuten beizubringen wie man Steffen richtig ausspricht). Er schüttelte meine Hand und sagte er habe einen Bruder namens Steve.

Ich habe eine Sekunde gebraucht um zu realisieren, dass er mich meinte. Als meine Freunde ihm die Hand reichten (beide heißen Matt) hatte Kon 2 Brüder namens Matt. Es war eine unglaublich interessante Unterhaltung. Kon war sichtbar froh, dass 3 Fremde ihm Aufmerksamkeit schenken. Er genoss es sich mit uns zu Unterhalten, er erzählte mir, wie die Leute ihm normalerweise begegnen. Er ist 39, doch das Leben hat seine Spuren und ihn scheinbar 20 Jahre älter hinterlassen. Er erzählte mir seine ganze Lebensgeschichte. Ich weiß nicht ob alles was er erzählte wirklich war ist, doch wenn auch nur 10 Prozent wirklich passiert sind, möchte ich nicht mit ihm tauschen. Ein Mensch der so viele Rückschläge in seinem Leben erlebt hat, ist mir selten begegnet. Doch Kon erzählte mir hoffnungsvoll, wie er dies in 2016 ändern will. Ich hoffe er schafft es, ich denke ich weiß, dass er es nicht wird. Aber ich weiß auch, dass dieser Mann glücklich sein wird. Als es anfing leicht zu regnen mahnte er uns in seiner Aborigine Art den Regen zu schätzen. Er kreiere Leben, genau wie die Sonne und werde trotzdem negativer gesehen. Einige verschwenden ihr ganzes Leben um auf die Sonne zu warten ohne den Regen schätzen zu lernen. Ein Satzt den der britische Matt leise heraus nuschelte wird mir immer im Gedächtnis bleiben: Sometimes the rain seems as far away as the sun.

Ich hoffe, dass ihr etwas in diesem Beitrag findet, was ihr so nachvollziehn könnt und wenn es nur das Wissen ist, dass Rassismus längst nicht immer offensichtlich ist. Medien haben die Kontrolle dieses ernste Thema gut zu vertuschen und Minderheiten sind niemals auschlaggebend für die Allgemeinheit. Dies ist mein Bild, welches ich mir selbst gebildet habe, meine eigene Meinung. Ich bitte euch das gleiche zu tun. Es ist einfacher die Meinung eines anderen zu kopieren, als sich selbst eine eigene zu bilden. Doch der einfachere Weg ist definitiv nicht immer der beste und Rassismus ist keine Meinung, es ist ein Verbrechen.

11Januar
2016

Eine Lange Straße (Teil 1)

Guess who’s back, back again… Nach meinem letzten Beitrag, der eine unglaubglich große Resonanz nach sich gezogen hat (danke dafür!), bin ich nun endlich zurück im üblichen Stil.

Was hab ich so getrieben? Nun ja, ich habe es endlich geschafft mir ein Automobil zu kaufen. Ich hab zwar etwas mehr bezahlt als ursprünglich geplant, dafür hab ich jetzt aber ein Beast von einem Auto, welches mich wirklich durch jedes Gelände bringen kann.

mein kleiner, süßer Stadtflitzer

Ich suche noch nach einem guten und vorallem möglichst unpassenden Namen wie z.B.: Sissi, Flauschel oder so. Hat jemand von euch mal das Computerspiel ‚Barbie - Pferdeabenteuer Wo ist Lucky?‘ gespielt? Nein? Nun, ich dank meiner kleinen Schwester schon und die Namen die man sich dort für seine Pferde aussuchen kann würden auch perfekt passen. Also Namensideen gerne an mich!

Nachdem ich mein Auto nun also hatte und beim Versuch es registrieren zu lassen fast von dem Mechaniker abgezogen wurde, entschloss ich mich nach langem Überlegen und Abwegen den einzig vernünftigen Weg zu wählen: Mit dem unregistrierten Auto 1200 Kilometer die Great Ocean Road nach Adelaide fahren und.. ja dann mal gucken. Diese Reise sollte mich durch verschiedenste Landschaftliche Gegenden, einen anderen Staat (von Victoria nach South Australia) und in eine andere Zeitzone führen. Klang also vernünftig ohne ein auf mich registriertes Auto.

Der erste Tag brachte mich und mein britisches Anhängsel namens Matt bis Apollo Bay. Ich sah mein 2. Kangaroo in freier Wildbahn und hätte gerne darauf verzichtet: Besagtes Kangaroo hatte sich nämlich an einem steilen Abhang über der Küstenstraße dazu entschlossen, dass es wohl eine wunderbare Idee wäre jenen Abhang mal herunterzuhüpfen. Nach ca. 30 Metern freiem Fall landete es dann ca. 10 Meter vor meinem Auto. Ich versuchte es nicht zu überfahren, was sich als eher schwierig gestaltete, da sich dieses, sonst ca. 1,5 Meter große Kangaroo, wie durch Zauberhand (und einen 30 Meter Sturz auf harten Asphalt) nun auf ca. 3 Quatratmeter ausgebreitet hatte – einfach magisch. Was ich nicht wusste war, dass dies nicht einmal die einzig verrückte Begegnung mit der australischen Tierwelt auf diesem Trip für mich sein sollte, aber dazu später mehr.

Die Nacht wurde natürlich im mit 2 Luftmatratzen ausgestatteten Auto geschlafen. Ob das als ‚campen‘ zählt weiß ich nicht genau. Wenn ja, war es illegal dort wo wir standen.. aber ich glaube mal nicht.

 

12Januar
2016

Eine Lange Straße (Teil 2)

Nach einer erstaunlich kalten Nacht ging es am nächsten Tag weiter richtung Adelaide. Vorbei an den eindrucksvollen ‚12 Aposteln‘ und anderen hübschen Orten, brachte uns dieser Tag bis nach Port Mcdonnell, einem kleinen und keineswegs feinen Fischerdorf am südlichsten Punkt des australischen Festlandes.12 Apostel

Dank des Allrad Antriebs meines Geländewagens, konnten wir dieses mal dort übernachten, wo es keine Verbotsschilder gab: Offroad am Meer. Der Abend war ein wolkenloser Himmel und ein eindrucksvoller Sonnenuntergang mit gute-Nacht Lektüre à la Steffen: Friedhof der Kuscheltiere. 

lesen bei schwachem Licht ist schlecht für die Augen Sonnenuntergang Port McDonnell

13Januar
2016

Eine Lange Straße (Teil 3)

Tag 3 bestand aus fahren, fahren, fahren. Vorbei an vielen toten Kangaroos und ein paar Koalas unterhielten Matt und ich uns über Schlangen. Ich selbst bin ein großer Fan von Schlangen und kann nicht verstehen, wie sich einige Menschen vor ihnen ekeln, Matt ebenso. Daher fand ich es etwas schade bis jetzt noch keiner Schlange begenet zu sein. Kaum ausgesprochen spielte Australien, dass im Ärmel versteckte Ass: Ich musste pinkeln.

An einem kleinen Forstweg links rangefahren (klingt bescheuert, ist es auch – warum fährt man links?!) und ausgestiegen. Als ich nun also grade meinen natürlichen Bedürfnissen freien Lauf lassen wollte (wörtlich genommen), bewegte sich unter mir etwas. In meiner deutschen Gewohnheit hatte ich also, ohne es zu merken, auf eine Brown Snake gepinkelt. Oder war zumindest kurz davor. Die Brown Snake gilt als eine der aggresivsten Schlangen Australiens. Doch scheinbar hatte mein versehentliches Urinieren auf jene aggresive Schlange, diese Tötungsmaschiene eingeschüchtert und dazu gebracht sich schnell ins Dickicht zu verziehen.

Nun in Adelaide angekommen besteht meine neue Aufgabe darin einen Job zu finden. Ich habe sogar tatsächlich schon etwas in Aussicht, aber ich werd die Pferde nicht scheu machen und erst darüber berichten, wenn es fest ist. Adelaide ist schön, aber ich bevorzuge Melbourne trotzdem, da Melbourne einfach facettenreicher ist und werde daher definitiv, nachdem ich ein wenig gearbeitet habe, zuruck dorthin fahren.

NEWSFLASH: Die beste Nachricht des Tages: 'This unruly mess I've made' wird das neue Album von Macklemore und es wird am 26. Februar erscheinen! Also mein Plan für die nächste Zeit: Arbeiten und auf gute Musik warten. Klingt doch nach nem Plan... oder?

 

23Januar
2016

Eine ungeplante Reise

Nach einer schönen Zeit in Adelaide, mit neuen Freunden und Plänen musste ich am Morgen des 20.  Januars meinen britischen Travelmate Matt zum Flughafen bringen und mich nach vielen Kilometern gemeinsamer Reise von ihm verabschieden. Meine weitere Planung lag nun also darin, noch ein wenig in Adelaide zu bleiben, da es gerade echt schön war und dann zum Arbeiten nach Melbourne zu fahren.

Sprit ist hier übrigens wesentlich günstiger als in Deutschland, ich zahle ca. 1.09 Dollar pro Liter Benzin (ca. 60 Cent in Euro), doch wird selbst dieser auf Dauer teuer. Deshalb und da es immer lustiger ist, entschloss ich mich nicht alleine nach Melbourne zu fahren. Auf Facebook gibt es für solche Anlässe eine überaus praktische Gruppe. Ich lag also nun nach lediglich 4 Stunden Schlaf (Matt musste früh zum Flughafen) wieder in meinem Bett und wollte grade in diese Gruppe posten, da sehe ich, dass vor einer Minute 2 deutsche Mädchen jemanden suchten, der sie mit nach Melbourne nimmt.

Nach einigem hin und her hatten sich meine Pläne nun also etwas geändert und aus einem geplant entspannten Tag am Strand von Adelaide mit den Jungs aus dem Hostel, wurde nun eine 9 Stunden Autofahrt nach Torquay, einem kleinen Surfer Ort ca. 100km vor Melbourne.

Nachdem ich die beiden abgeliefert hatte, ging es für mich nun an die wichtigste Aufgabe für einen, der seit 9 Stunden am Fahren war: einen Schlafplatz finden. Am Strand waren natürlich überall Verbotsschilder. Dank WikiCamps fand ich so gegen 23 Uhr dann doch noch einen guten Rastplatz mit noch genau einem freiem Parkplatz. Luftmatratze aufgepumpt, Rückbank umgeklappt und mein Schlafplatz war perfekt.

Den scheiß Wecker hab ich natürlich vergessen auszuschalten und so wachte ich ganz sanft um 5 Uhr morgens auf und es war arschkalt. Ich hatte natürlich vergessen, dass es in Melbourne wieder etwas kälter war, als in Adelaide… Ich bin bis jetzt immer noch nicht dazu gekommen mir einen Schlafsack zu kaufen und habe daher nur eine Decke, welche in Deutschland als einfaches Laken gelten würde. Aber ich hab schon einen professionellen Schlafsack im Auge, es lohnt sich nämlich immer für gutes Camping Equipment auch gutes Geld auszugeben. Ich habe mich daher für den professionellen 10 Dollar Star Wars Schlafsack von Kmart entschieden.

Als ich dann aufgestanden war, unterhielt ich mich mit einem Deutschen, der nun seit 8 Tagen auf diesem Campingplatz war, da er auf seine Fähre nach Tasmanien wartete. Nach einem kurzen Gespräch entschied ich mich, statt nach Melbourne zu fahren mit ihm Surfen zu gehen. Für mich war es das erste mal Surfen und ich hab es direkt geliebt. Torquay ist ein Paradies für Surfer und wir hatten riesige Wellen. Am Anfang hatte ich echt Respekt vor den gewaltigen Brechern, zumal ich auf einem Bord unterwegs war, was für mich eigentlich ein wenig zu klein wäre. Doch nachdem ich das Abtauchen durch die Wellen erstmal drauf hatte war es nur noch geil. Ich habs natürlich nicht geschafft aufs Bord zu kommen, das hatte ich allerdings auch gar nicht erwartet. Aber auf die Knie und in die Hocke habe ich es schon geschafft. Selbst wenn ich es aufs Bord geschafft hätte, hätte ich kaum drauf stehen können, da ich 2 Tage zuvor in Glas getreten bin und seitdem den Fuß noch nicht stark belasten kann.

Allerdings war es für mich schon genug überhaupt die großen Wellen richtig zu erwischen und auf ihnen zu reiten. Die Kraft des Wassers ist dabei gewaltig und darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Wenn man es richtig macht fühlt es sich aber einfach nur gut an. Man fühlt sich verbunden mit dem Ozean und die Zeit vergeht, wie die Kraft in den Armen, im Flug. Ich bin nun fest entschlossen irgendwo einen Surfkurs zu machen und mir eventuell ein Bord zu kaufen.

Der Abend war sehr gemütlich: Nach gemeinsamen Kochen auf unseren Gasherden traf ich ein Schweizer Pärchen, welches ich schon aus Cairns kannte. Alle Backpacker, verbrachten den Abend im Campingstuhlkreis um ein kleines, verbotenes Feuer bis wir alle, erschöpft von den jeweiligen Abenteuern, die jeder einzelne von uns am Tag erlebt und den anderen am Abend erzählt hatte, in sein Zelt, Wohnwagen oder Auto ging um genug Schlaf für das Abenteuer, dass der nächste Tag zweifellos bringen sollte, zu bekommen.

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Achja.. ein kleines Update zu meinem Brown Snake Vorfall:

In Australien leben 20 der 25 tödlichsten Schlangen und darunter die gesamte Top 10, bedeutet: In Australien lebt die giftigste Schlange der Welt, der Inland Taipan. Diese Schlange, auch wenn es die giftigste der Welt ist, ist nicht sehr gefährlich, da sie sehr scheu ist und daher kaum auf Menschen trifft. Die Brown Snake hingegen ist auf Platz 3 der giftigsten Schlangen der Welt und es scheint als hätte ich mehr Glück gehabt, als ich dachte: Die Brown Snake ist nämlich mit Abstand die gefährlichste (nicht giftigste) Schlange, nicht nur in Australien, sondern der ganzen Welt, da diese sehr aggressiv ist und Menschen sogar häufig verfolgt und dann attackiert. Sie ist für 60% aller Tode durch Schlangenbisse verantwortlich. Ich hatte also unwahrscheinliches Glück, dass diese Schlange sich dazu entschied, anstatt mich zu beißen, nur an mir vorbei zu rasen. Wäre ich gebissen worden, hätte mich ein Heli abholen müssen, da ich es sonst niemals rechtzeitig ins Krankenhaus geschafft hätte.

Also an alle die mal nach Australien wollen: Seid verdammt vorsichtig: Guckt immer wo hier hintretet und was ihr anfasst. Hier will euch alles umbringen.

26Januar
2016

Fuckin oath it´s Straya Day cunts!

DER FOLGENDE BEITRAG IST NICHT JUGENDFREI!

...und natürlich verließen sämtliche unter-18-jährigen sofort die Seite und nahmen sich ein gutes Buch stattdessen

Nach einer Woche im Auto entschloss ich mich mir mal wieder ein Dach überm Kopf und ein richtiges Bett zu gönnen. Da dank Australia Day in Melbourne grad allerdings alles ausgebucht und überteuert ist, blieb mir nur eine Möglichkeit: St. Kilda East Lodge…

Dieses, im hübschen, überwiegend jüdischen Bezirk Elsternwick liegende ‘Hostel‘ hat diesen Titel in keiner erdenklichen Form verdient. Ich las bereits sehr gemischt Rezensionen auf Booking.com die von ‘Super Hostel‘ bis zu ‘Drecksloch‘ reichten. Neugier und der Wille das Gute in allem zu sehen brachten mich dann dazu 2 Nächte zu buchen. Der aufmerksame Leser merkt an dieser Stelle wahrscheinlich schon in welche Richtung das hier läuft…

St. Kilda East Lodge ist kein Hostel. Es ist ein Haus – nein eine Bude, ein ‘Drecksloch‘, welches sich ca. 15 Leute teilen. Die Besitzer: Ein ca. 40 Jähriges Pärchen: Er war der größte Bogan (australisch für Hinterweltler) der Welt und sie sah aus wie eine 60 Jahre benutzte Nutte.. und keine von dem Kaliber in das sich Richard Gere verlieben würde. Ich denke jeder hat schon mal eines dieser abschreckenden *beliebige gefährliche Droge* vorher/nachher Bilder gesehen. Stellt euch eine 90 Kilo schwere Drogensüchtige vor, die, nachdem sie wegen einer Überdosis Heroin an ihrem eigenen Erbrochenen erstickt ist, seit 2 Tagen tot in ihrem Junkie Bett liegt. Und jetzt nehmt dieses Bild als vorher-Bild. Die Besitzerin des Hostels wäre das passende nachher-Bild.

Ich habe die Nacht auf einer in Frischhaltefolie und Panzertape gewickelten Matratze verbracht und mich den gesamten nächsten Tag von dort ferngehalten. Als ich dann nach der 2. Nacht auf jener künstlerisch dekorierten Matratze um 10 Uhr morgens unter der ‘Dusche‘ stand, hämmerte das nachher-Bild plötzlich an die Tür und schrie mich an, dass es nach 10 Uhr wäre und ich unmittelbar das Haus verlassen solle. In der Bude waren ungelogen alle 10 Meter Schilder, auf denen in Großbuchstaben stand: CHECKOUT 12!!!

5 Minuten später saß ich wieder in meinem Auto und war um 50 Dollar ärmer und dafür wieder einmal um eine Erfahrung reicher. 

Es war der 26. Januar 2016: Geburtstag meines besten Freundes Janek und Australia Day! Eventuell war es auch Janeks Geburtstag aber ich glaube eher es war Australia Day (oder auf aussie: ‘straya day‘) weshalb tausende Backpacker grad in Melbourne waren. Schade nur, dass die Party am St. Kilda Beach, wo jeder hinwollte, ein paar Tage vorher von der Victoria Police gecancelled wurde.. und das auf Facebook.

only in straya mate

Die meisten ziehen jetzt weiter Richtung Sydney, Adelaide oder Tasmanien, doch für mich heißt es hierbleiben und arbeiten. Bezüglich Arbeiten habe ich auch ein sehr schönes Angebot bekommen:

Auf Gumtree (sowas wie Ebay Kleinanzeigen) habe ich eine Anzeige zur Jobsuche gestartet und auch eine, wie ich finde, sehr gute Jobchance bekommen.. aber macht euch selbst ein Bild:

Ein Mann, der grade eine Ausbildung oder sowas zum Masseur macht brauchte eine Art Übungsobjekt und bot mir 30 Dollar die Stunde um mich zu massieren… Nach einigem hin und her schreiben stellte sich dann raus, dass dieser freundliche Herr mich nicht nur massieren, sondern massieren wollte. Eine Gay Massage.. mit happy end. Für so eine dreiste Art einfach fremde Leute mit so einer Scheiße anzuschreiben, dachte ich mir erst ihn leidglich zusammenzuscheißen. Stattdessen entschloss ich mich nach kurzem Überlegen ihn zu verarschen, auf Bosse Art. Ich spielte mit…

Auf seine Frage, ob ich bisexuell sei antwortete ich übersetzt:

‘Ich bin mehr als bi Mann! Ich steh auf alles mein Freund.. wir sind alle nur Lebewesen in dieser schönen Welt. Nichts als Säugetiere mit Bedürfnissen. Ich hab mal son verrücktes Zeug mit ner Ziege gemacht.. ist gar nicht so lange her. Und ich hatte mal was nettes mit ner Hündin. Sie war n Deutscher Schäferhund. Man brauchte nur ein wenig Schlagsahne auf seinem Schwanz und sie hat ihn den ganzen Tag abgeleckt.‘

Er fragte daraufhin ob ich Drogen nehmen würde. Ich sagte: ‘Nur LSD und Meth.. ich versuche immerhin gesund zu leben.‘

Das hatte ihn aber noch nicht abgeschreckt. Er fragte ob wir uns um 5 treffen könnten.. also machte ich weiter:

‘Oh verdammt Mann hab ganz vergessen.. ist es OK wenn ich meine kleine Schwester mitnehme? Die ist nämlich über Australia Day bei mir zu Besuch. Und ich will sie nicht alleine zuhause lassen. Sie ist erst 12.‘

Seine Antwort war nicht sehr eindeutig.. also machte ich weiter:

‘Du wirst sie nicht mal bemerken sie ist sehr schüchtern und spricht nicht viel wenn Fremde dabei sind.‘

Er hatte es scheinbar immer noch nicht kapiert, dass ich ihn verarsche und meinte dann, dass es in Ordnung wäre.. also machte ich weiter:

‘Achja, du hast ne Tollwut Impfung oder? Meine Schwester hat nämlich vor ein paar Tagen diesen süßen, kleinen Welpen gefunden und er ist ein guter Hund, aber manchmal benimmt er sich komisch und hat so Schaum vorm Mund. Den kann ich auch nicht alleine zuhause lassen. Ist aber ein braver Hund.‘

Er sagte mir, dass er keine Tiere bei sich dulde, ich hatte aber noch nicht genug.. also machte ich weiter:

‘Komm schon Mann! Ich dachte es wäre in Ordnung? Ich hab meiner Schwester schon erzählt, dass wir vorbeikommen. Sie hat sich gefreut und gemeint sie wolle Oma davon erzählen wenn wir wieder zurück sind. Also wir sind dann um 5 bei der Oakleigh Station! Bis später!‘

Nachdem er dann endlich erste Zweifel geäußert hatte, hab ich ihn dann zusammengeschissen. Gesagt, dass man sowas nicht macht, einfach fremden Leuten so ne kranke Scheiße anzubieten usw. Daraufhin hat er mich dann endlich blockiert. Einfach krank sowas und wie ich gehört hab leider keine Seltenheit.

Naja, wer mich kennt weiß: Ich fands trotzdem lustig.