Berichte von 05/2016

10Mai
2016

Kapitel X

 

Meine letztliche Abwesenheit tut mir sehr leid, jedoch hatte ich weder viel Zeit noch genug Lust um etwas zu schreiben was dem unvergleichlichen Stil und der Raffinesse meiner bisherigen Beiträge auch nur ansatzweise gleichkam. Wie ihr sicher alle gemerkt habt versuche ich diesen Blog nämlich so seriös und sachlich wie möglich zu gestalten und mich nur auf das wesentliche zu fixieren... ehm ja.

Also der Grund meiner Abwesenheit liegt zum Hauptteil an meinem Mangel an Zeit.. ja echt jetzt. Ich habe nämlich die letzte Zeit genutzt um mir ein wenig Kapital für den Rest meiner Reise zu verdienen. Ich hab also wie ein Knecht gebuckelt. Ich will euch jetzt gar nicht mit vielen minder interessanten Details langweilen, aber das Gröbste gibt’s doch mal zusammengefasst.

 

Anfang April hatte ich mich auf einen Monat Arbeitsmarathon im Outback gefreut. Das Team bestand aus meinem Chef Steve, und meinen Mitarbeitern Dario und Justus. Der Plan bestand darin das Örtchen Moree im Outback von NSW als Basis zu benutzten um von dort aus immer wieder durchzustarten um auf Shows und Märkten Sachen zu verkaufen. Justus sollte dabei stets in Steves Schlepptau sein, Dario sollte 1,5 Wochen alleine in seinem Van rumfahren und meine Wenigkeit sollte, ausgestattet mit einem Anhänger hinter meinem Auto nach ein paar Show auf dem Weg nach Moree, dort dann eine Woche im Shopping Center arbeiten und dann zurück nach Melbourne fahren, Ware und Tabea holen und dann 3 Wochen lang Festivals und Shows abklappern.

Das Ende vom Lied war allerdings, dass Dario einen Tag bevor es losgehen sollte gekündigt hatte, die Festivals nicht so toll liefen und ich so 3 Wochen im langweilen Shopping Center in Moree hocken durfte. Die einzigen freien Tage die ich hatte bestanden aus einer Marathon Autofahrt:

Am Samstag von 9-17 Uhr gearbeitet, dann losgefahren nach Melbourne. Als ich um 4 Uhr Nachts nach 900km zu müde war, schlief ich 2 Stunden und fuhr weiter. 350 weiter Kilometer später kam ich gab ich pünktlich um Mittag meinen Anhänger beim Verleih ab, verabschiedete mich bei ein paar Freunden, holte Tabea ab, die jetzt für 3 Monate mit mir reist, fuhr dann nach Sunbury zu meinem Kumpel Steve, bei dem ich mein Auto lies und welcher Tabea und mich dann zum Bahnhof brachte damit wir den Zug um 15 Uhr nach Bendigo bekommen. In Bendigo hat mein Boss uns dann abgeholt und wir sind zurück nach Moree gefahren. Meine nächsten 2 Stunden Schlaf bekam ich hier übrigens auf der Ladefläche des Lieferwagens meines Bosses. Als wir dann so gegen 12 Uhr in Moree ankamen hieß es für mich noch bis 16 Uhr arbeiten. Das waren also meine 2 freien Tage.

Zurück in Melbourne hatte ich ein paar Tage in denen ich mich hauptsächlich um mein Auto gekümmert habe (von Ölwechsel und Getriebeaufbereitung bis zum Bau eines Bettgestells in den Kofferraum). Um endlich mal wieder zu reisen machten Tabea und ich uns auf die Great Ocean Road entlang. Nach 3 Tagen ging es nach einem schönen, kleinen Ausflug zurück ins nun herbstlich kalte und verregnete Melbourne.

Heute ist der 10.05.2016 was bedeutet, dass Flemming heute in Sydney gelandet ist. Zeit also für mich Melbourne zu verlassen. Ich habe diese Stadt kennen und lieben gelernt wie noch keine andere nach meiner Heimatstadt. Es wird schwer fallen mein neues Zuhause zu verlassen, doch freue ich mich nun umso mehr darauf endlich wieder zu reisen. Ich denke Tabea und ich werden in 2 Tagen in Sydney sein und von dort geht es dann mit Flemming, der uns einen Monat begleiten wird, die Ostküste hoch.. oder mal sehen wies sich ergibt. Was ich nämlich davon halte groß im Voraus zu planen dürfte der fleißige Leser an dieser Stelle bereits wissen.

 

Viele stellen sich das Reisen, so wie ich es mache etwas anders vor, als es eigentlich ist. Man ist schnell der Meinung: Einmal die Heimat, das kalte deutsche Land verlassen, wäre man ständig unterwegs. Doch in Wirklichkeit verlässt man Deutschland vielleicht nur ein mal, allerdings verlässt man seine Heimat wesentlich öfter. Man findet neue Orte, die einem nach einer gewissen Zeit, sei es aufgrund der Leute die einen umgeben oder der schönen Natur, oder was auch immer, wie eine neue Heimat vorkommen. Cairns war wie eine 2. Heimat für mich als ich dort war, nur habe ich dies erst gemerkt nachdem ich bereits weg war.. ich denke ich war einfach durch das Wetter und die allgemeinen Umstände nicht in der Lage dies damals direkt zu erkennen. Melbourne war seit Januar meine Heimat. Und diese werde ich nun hinter mir lassen und das fällt fast genau so schwer wie Deutschland zu verlassen. Man blickt auf schöne, einmalige Erinnerungen zurück und weiß, dass diese Zeit vorbei ist, dass sie nie wieder kehrt. Doch das ist nichts schlimmes, denn gleichzeitig kann man sich auf die noch kommende Zeit freuen. Dankbar sein für die Zeit die man verbracht und die Momente die man erlebt hat, die Freunde, die man kennengelernt und die Orte, die man gesehen hat, ist etwas was ich hier gelernt habe. Die Erinnerung an sie bleibt und das ist das wichtigste denn nichts ist ewig. Und auch wenn ich jetzt nicht weiß was die Zukunft für mich bringt, kann ich mich dennoch auf die nächsten Momente, die nächsten Erlebnisse, Erfahrungen, Leute und Orte freuen. Ich freue mich auf die nächste Zeit und es ist gut Freunde bei mir zu haben, altbekannt Gesichter in einer neuen Umgebung. Damit geht’s jetzt für mich also endlich wieder ans Reisen, was natürlich auch bedeutet, dass es wieder mehr zu erzählen gibt und ich wieder häufiger schreiben werde. Somit beginnt quasi das nächste Kapitel meiner Reise. Erst die Arbeit und jetzt das Vergnügen, aber so richtig!

 

 

26Mai
2016

Wir haben aber ganz brav Danke gesagt

 

Manchmal haben die Situationen, die am negativsten erscheinen doch eine positive Auswirkung. Als ich vor gut 6 Wochen in dem wundervollen Dorf Moree fest hing lernte ich auf dem Campingplatz ein nettes Rentner Pärchen aus Nelson Bay kennen. Bei ihrer Abreise luden diese mich und Tabea sogar zu sich ein, sollten wir auf unserer Reise durch Nelson Bay kommen.

Am 12. Mai haben wir Flemming in Sydney abgeholt. Sydney war mir direkt unsympathisch. Das lag daran, dass in Australien seit jeher die Diskussion besteht, welche der beiden Städte: Sydney oder Melbourne, die coolere Stadt sei. Nun ja ich hatte die vergangen 5 Monate in Melbourne gelebt und war dadurch eventuell ein ganz wenig vorbelastet., aber somit war die Antwort für mich schon klar bevor ich Sydney überhaupt das erste mal sah. Aber ohne Scheiß: Melbourne ist definitiv die geilere Stadt.. erwartet keine Begründung. Naja, Sydney wurde mir in den nächsten Tagen doch noch sympathischer, aber ich hatte erstmal genug von Städten. Los ging es nun also mit unsere kleinen Gruppe die Ostküste hinauf.

Melbourne ist trotzdem cooler!

Wie es der Zufall wollte.. na gut ich hab alles geplant und auf nen netten Schlafplatz und ne warme Dusche spekuliert.. führte unsere Reise nach... sie ahnen es, meine Damen und Herren... Nelson Bay. Surprise...

Dave und Carol Flatt, beide leidenschaftliche Golfer und Angler, nahmen Tabea, Flemming und meine Wenigkeit für 2 Nächte bei sich auf, spendierten uns sämtliche Mahlzeiten, gaben uns Bier aus, nahmen uns mit ihrem Boot aufs Meer zum Fischen mit raus (und ich war ganz bestimmt nicht seekrank und musste auch nicht ans Ufer und ins Haus gebracht werden weil ich so im Arsch war), zahlten eine Kangaroo Tour für uns, damit Flemming eines eben jener hüpfenden Wesen zum ersten Male zu erblicken vermocht, wuschen unsere gesamte Wäsche .. insgesamt 5 Maschinen... jaja ich weiß ich fühl mich auch schlecht, und, und, und. Also wir haben uns mit guten Manieren 2 Nächte lang durchgeschnorrt. Dave und Coral sind die Australische Gastfreundlichkeit in Person und ich bin sehr froh ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Wir alle hätten ihnen gerne mehr zurückgegeben, als wir konnten.

Meine beiden Anhängsel

Heute sind wir kurz hinter Byron Bay und sind in das kleine Hippie Dorf Nimbin gefahren. In der Stadt gibt es alles was das Herz begehrt: bunte Läden, chillige Leute, gesundes Essen, eine alternative Lebensweise und ganz leckere Cookies und Brownies. Viel zu sehen gab es jedoch nicht.

Deshalb liege ich auch schon wieder am Strand schreibe, wie versprochen.. obwohl hab ich das überhaupt versprochen?.. egal, an meinem Blog weiter. Morgen wird die Grenze nach Queensland durchstoßen, der Staat in dem ich vor 6 Monaten meine Reise begann. Am 27. Mai bin ich seit 6 Monaten in Australien, ein halbes Jahr weg von zuhause bin ich schon jetzt. Somit ist in Australien Halbzeit, fürs erste. Danach kommt noch ein Monat Thailand und im Dezember geht’s für mich nach Hause. Ist erschreckend, wie schnell die Zeit vergeht. In nichtmal mehr einem Monat werde ich 19 Jahre alt und lebe seit nem halben Jahr im Auto, das ist meine Story und ich wage zu behaupten, so weit, ist sie nicht die schlechteste.