26Februar
2016

Filmstars

Moin. Ich bin nun an einem Punkt angekommen, an dem sich für mich eine Menge verändert… nein, ich bekomme nicht meine Tage. Ich habe einen Job, einen richtigen, echten Job. Mike hat mir tatsächlich einen Job in seinem Unternehmen angeboten und ich kann jetzt eine Menge arbeiten. Ich arbeite also für Mikes Verkauf Team, habe Montag und Dienstag einen Crashkurs in Sachen Verkauf erhalten, war Mittwoch das erste mal alleine im Verkauf, habe dabei direkt die Spitzenverkaufszahl der letzten Tage getoppt und habe dann seit der Eröffnung eines neuen Ladens in einem anderem Shopping Center am Donnerstag, dort den Laden gemanaged. Ich werde momentan NICHT schwarz bezahlt und erhalte das ganze Geld natürlich nicht Bar auf die Kralle, denn das gehört sich ja nicht, man muss ja Steuern zahlen.

Mit den Steuern wird’s auch schon wieder ein wenig interessant. Ich werde nämlich aus steuerlichen Gründe eine ABN Nummer beantragen und so quasi mein eigenes Geschäft gründen. Auf diese Weise hab ich alle Vorteile, die man halt als selbstständiger Unternehmer hat. Ich kann so unter anderem Spritkosteten und sogar Camping Equitment steuerlich absetzten. Ich habe einen Anwalt, der mir dann nächstes Jahr auch meine Steuererklärungen etc. fertig macht, damit ich die schön zurück bekomme. Für alle unter euch, die auch planen nach OZ zu gehen und dort zu arbeiten: Ab Juni 2016 gibt es meines Wissens nach keine Steuern mehr zurück für Backpacker, d.h. auf alles, was ihr nach dem 31. Mai dieses Jahres verdient, werdet ihr mindestens 30% Steuern zahlen. Es hat sich für mich also mal wieder gezeigt wie wichtig es ist die richtigen Freunde zu haben und die Richtigen Kontakte zum richtigen Zeitpunkt zu überzeugen.

Ich muss gestehen ich war die letzten Wochen nicht ganz ehrlich so euch in Deutschland. Die Wahrheit ist, ich bin pleite gewesen. Ich hatte an einem gewissen Zeitpunkt nicht einmal mehr Geld für Essen. Ich habe dies mit Absicht verschwiegen, damit ihr euch zuhause keine Sorge macht oder auf die Idee kommt mir Geld zu schicken; ich möchte dies hier alleine regeln und soweit habe ich es auch geschafft. Nun verdiene ich ca. $1000 die Woche (ohne meine Provision) und kann relativ gut Leben. Ich bin trotzdem noch immer auf dem Parkplatz in Coburg und nicht in einem Hostel oder sogar einer Wohnung. Warum? Ganz einfach. Wenn man an einem Punkt angekommen ist, an dem man wirklich jeden Penny einzeln umdreht, lernt man erstmal was es wirklich heißt die kleinen Dinge im Leben schätzen zu wissen. Schokolade, Saft (an Bier gar nicht zu denken), etc. sind Dinge, die den meisten als alltäglich bzw. selbstverständlich erscheinen - sie sind es nicht. Als ich nach Coburg kam, half ich vielen, denen es so ging wie mir auch noch vor ein paar Tagen, obwohl ich selbst nicht genug Geld hatte um gut zu Leben. Ich habe ihnen dennoch geholfen, ihnen Essen und Tabak gekauft, weil ich denke, dass jeder Gefallen den man einem anderen tut, irgendwann auf dich zurück kommt – what goes around, comes around. Und genau so war es auch. Mittlerweile haben die meisten Leute auf unserem kleinen Parkplatz in Coburg einen Job und fast jeder ist aus seiner kleinen Kriese heraus. Auch wenn es mich selbst in die gleiche Situation geführt hat, bereue ich es keine Sekunde so viel von meinem letzten Geld für andere auszugeben zu haben, im Endeffekt ist es immerhin auch nur Geld.

What goes around, comes around. Mir hat es ausschließlich Gutes gebracht, meine aktuelle Situation ist einfach genial. Ich arbeite 7 Tage die Woche in einem echt nicht anstrengenden Job, komme dann am Abend mit in die Hose gestecktem Hemd nach Hause auf einen Parkplatz am See zu super netten Menschen, mit denen zusammen gekocht, gechillt, gefeiert und (mein Highlight eines normalen Wochentages) Musik gemacht wird. Mike und Kim sind Geschwister aus Israel, soweit ich weiß ist ihre Mutter Englisch und ihr Vater Deutsch, weshalb sie alle 3 Sprachen auch flüssig sprechen. Die beiden reisen nun seid 3 Monaten als Straßenmusiker durch Australien. Abends, nach dem gemeinsamen BBQ und bei 1,2,5 Feierabendbierchen packt Mike, welcher Jazzgitarre in Köln studiert und ein Gott an diesem Instrument ist, seine Gitarre aus und Kim singt, während wir anderen ‚singen‘. Ich bin leider noch nicht so gut auf der Ukulele, dass ich bei jedem Song direkt mitmachen kann, aber es wird langsam (davon abgesehen wurde mir nach ein paar makellosen Eminem Passagen eh die Rolle des Rappers zugewiesen).

Ich habe viel Spaß momentan, es ist endlich wieder eine richtig schöne Zeit und ich bin stolz zu behaupten, dass ich mal wieder etwas erfolgreich gemeistert habe, was nur sehr wenige nachvollziehen können. Mir geht’s gut.

Kiek ma an der Bosse is im Fernseh drinne

Übrigens war ich tatsächlich in den Australischen Nachrichten und dies direkt auf 2 Kanälen. Die Filmcrews von Channel 7 und 9 haben die Situation auf ‚unserem‘ Parkplatz mal festgehalten. Die beiden Links dazu sind hier:

Channel 7:

https://au.news.yahoo.com/video/watch/30858816/backpacker-commune-at-reserve-angers-residents/?cmp=st#page1 

Channel 9:

http://www.9news.com.au/national/2016/02/18/19/19/backpackers-set-up-camp-in-council-parkland-north-of-melbourne 

Wir wurden teilweise sogar tatsächlich auch wiedererkannt in unserem Park. Einen lesbisches Pärchen aus Coburg hat es sogar so gefeiert, dass sie uns eine Palette Bier geschenkt haben. Ist doch mal was. Jetzt hatte ich meine 5 Sekunden Fame im Aussie TV und was hats mir gebracht? Bier! Ich würde sagen ich hab mal wieder alles richtig gemacht, Prost.